»Angesichts eines Ereignisses, das so furchtbar ist, daß er es nicht nennt, sondern immer nur indirekt umschreibt, bricht Rudolf Borchardt 1935 mit allem, was er bisher gedichtet hat. Er spielt nicht mehr, sondern es ist ihm bitterster Ernst; er liebt nicht mehr, sondern er haßt, er weicht nicht mehr ins Mögliche aus, sondern der Ausbruch der Jamben, die er selbst ein 'lang aufgespartes Donnerwetter' nennt, scheint genau den Augenblick zu bezeichnen, da der Lyriker Borchardt mit der Geschichte zusammenprallte«, schreibt die Herausgeberin Elisabeth Lenk.
Das Ereignis, auf das Borchardt (1877-1945) reagiert, sind die Nürnberger Rassegesetze, die am 15.9.1935, dem »Nimmermenschtag« (Paul Celan), in Kraft traten. In ihnen wurden die Juden - ihre Ermordung ist darin schon angelegt - durch einen bürokratischen Akt zu Vogelfreien erklärt.
»Angesichts eines Ereignisses, das so furchtbar ist, daß er es nicht nennt, sondern immer nur indirekt umschreibt, bricht Rudolf Borchardt 1935 mit allem, was er bisher gedichtet hat. Er spielt nicht mehr, sondern es ist ihm bitterster Ernst; er liebt nicht mehr, sondern er haßt, er weicht nicht mehr ins Mögliche aus, sondern der Ausbruch der Jamben, die er selbst ein >lang aufgespartes Donnerwetter< nennt, scheint genau den Augenblick zu bezeichnen, da der Lyriker Borchardt mit der Geschichte zusammenprallte«, schreibt die Herausgeberin Elisabeth Lenk. Das Ereignis, auf das Borchardt (1877-1945) reagiert, sind die Nürnberger Rassegesetze, die am 15.9.1935, dem »Nimmermenschtag« (Paul Celan), in Kraft traten. In ihnen wurden die Juden - ihre Ermordung ist darin schon angelegt - durch einen bürokratischen Akt zu Vogelfreien erklärt.
»Seine Art, in der Sprache zu sein, ist höchste Verdichtung, ist auszirkelnd, ist hart zustoß;end in ihrem hermetischen Stolz. Er hat Sprache gärtnerisch gezüchtet, eine Sprache, die vielleicht entstanden wäre, wenn sich das Mittelhochdeutsche ungestört, unverstört hätte weiterentwickeln können. Borchardt ist der von Vollendungswünschen angeglühte Imitator dieses Vorgangs, der nie stattfand. [...]
Poesie als das verlorene Paradies.«