Sprachbilder und Metaphern erfüllen in der menschlichen Kommunikation die wichtige Funktion, zu zeigen, wie verschiedene Kulturen ihre Umwelt wahrnehmen und deuten. Sie veranschaulichen, welche Vorstellungen Menschen von den Dingen und Lebewesen haben, die in ihren Metaphern als »Bildspender« dienen - und welche Bedeutungen und Werte damit verbunden sind.
In den Volksüberlieferungen der Mahi in Benin (Westafrika) sind metaphorische Ausdrucksformen häufig. Sprichwörter wie »Vergebens freut sich die Hyäne, die auf den Besuch der Ziege hofft«, »Der Iroko-Baum wird Gutes tun für den Papagei und auch für den Papageienjäger« oder »Unglücklich ist der, der das Schicksal der Fledermaus hat« gehören zum alltäglichen Sprachgebrauch der Mahi. Sie geben nicht nur Aufschluss über die Erfahrungen der Kulturangehörigen mit der Tierwelt und somit über die Identifikation des Menschen mit dem Tier, sondern sind auch Indikatoren für die kulturelle Bedeutung und Einbettung von Tieren als Deutungsträgern in einer Gesellschaft, die mit ihrer Tradition verbunden und zugleich den Herausforderungen der Modernität ausgesetzt ist.
In der vorliegenden kulturwissenschaftlichen Untersuchung erkundet Mahoutin Tiburce Kossouho die vielfältigen Tierbilder in den Parömien der Mahi. Er stellt heraus, welche praktischen, symbolischen und imaginären Beziehungen in den Sprichwörtern der Mahi Ausdruck fanden - und heutzutage finden -, und ermöglicht kulturübergreifende Einblicke in das immer noch ambivalente »Einssein« traditioneller Kulturen mit der Natur.