Lucretia; oder, Die Kinder der Nacht ist ein düsterer Gesellschaftsroman mit starken Elementen des Schauerromans, angesiedelt im ausgehenden 18. Jahrhundert, vor dem Hintergrund der Französischen Revolution und ihrer weitreichenden gesellschaftlichen Umwälzungen. Im Mittelpunkt steht Lucretia Clavering, eine außergewöhnlich kluge und ehrgeizige junge Frau, die in eine altadelige, aber verfallende Familie hineingeboren wird - eine Familie, deren Geschichte von Stolz, Dekadenz und dunklen Geheimnissen geprägt ist.
Nach der Revolution flieht Lucretias Familie aus Frankreich und lässt sich in London nieder. Mit ihnen reisen nicht nur ihre erschütterten Vermögensverhältnisse, sondern auch ein schweres familiäres Erbe. Lucretia erhält eine für ihre Zeit außergewöhnliche Bildung und entwickelt einen kühlen Intellekt und einen unerschütterlichen Willen zur Selbstbestimmung. Hinter ihrer äußeren Anmut verbirgt sich eine strategisch denkende Persönlichkeit, die bereit ist, gesellschaftliche Erwartungen und moralische Grenzen zu überschreiten, um ihre Ziele zu erreichen.
Während sich die Familie in der englischen Oberschicht neu etabliert, entspinnt sich ein düsteres Drama um Macht, Einfluss und seelischen Verfall. Figuren wie ihr idealistischer Cousin Godolphin stehen im Kontrast zu Lucretias unerbittlichem Streben. Der Roman thematisiert ererbte Schuld, den Zwiespalt zwischen Gefühl und Vernunft sowie die zerstörerische Kraft ungezügelten Ehrgeizes.